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Bei dem erweiterten Umfange des Reiches wurden aber der Geschfte bald so viele, da unmglich einer allein sie besorgen konnte. Der König sah sich deshalb nach Gehlfen um. Zu solchen whlte er die redlichsten und erfahrensten Männer, die das Zutrauen ihrer Mitbrger besaen. Diese waren seine Rthe, diese seine Statthalter. An seiner Stelle und nach seiner Verordnung regierten sie das Volk, wo er nicht selbst zugegen sein konnte; in ihnen ehrte das Volk seinen König selbst. Die Liebe und Verehrung, die Jeder seinem Könige widmete, erstreckte sich auch der die ganze Familie desselben. Der erstgeborne Sohn war der natrliche Erbe der vterlichen Herrscherwrde, und fr diesen lag hierin ein schner Antrieb, sich zuvor die nthigen Kenntnisse und Erfahrungen fr seinen eben so schwie-rigen als wichtigen Beruf einzusammeln. Durch diese Erblich-feit der Nachwlge war von selbst auch allen Streitigkeiten vor-gebeugt, die von anderen Mchtigen um die Erlangung der Oberherrschaft erhoben werden konnten.
Durch solche und hnliche Einrichtungen wurde ein immer engeres und festeres Band um die Zusammenwohnenden geknpft. Ungestrt konnte jetzt Jeder an seine Arbeit gehen. Diese vertheilten sie mit der Zeit immer mehr unter sich. An-fnglich hatte Jeder, was zu seinem Bedarfe nothwendig war, sich selbst verfertigt. Bald aber kamen besondere Handwerke auf und fhrten zu vielen und mancherlei Verbesserungen. Der Eine beschftigte sich ausschlielich mit dem Ackerbau, der An-dere mit der Anfertigung der Ackergerthe, der Dritte besorgte die Kleider, und so betrieb Jeder ein bestimmtes Geschft, wh-rend der König als liebender Vater an der Spitze des Ganzen stand und fr das Wohl seiner Untergebenen wachte.
Aber nicht immer sollten sie einer so glcklichen Ruhe ge-meen. Ihr Wohlstand, ihr Glck reizte die Eroberungslust anderer Mchtigen. Es waren damals vorzglich wandernde Jger und Hirten, die unter ihren Stammfhrern jene minder kampfgebte Stmme berfielen und sich unterwarfen. Die
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I
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bracht haben, Kasten genannt. In Aegypten gab es deren sechs, spter sieben. Die gelehrteste Kaste war die der Priester. Sie waren Erzieher und Rthe der Könige, die man hier Pha-raonen, d. i. Erhabene, nannte; sie richteten das Volk nach eigenen Gesetzen; sie bestimmten nach dem regelmigen Aus-treten des Nil und nach Beobachtungen am gestirnten Himmel das Jahr und ordneten den Kalender; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande. Von ihren Kenntnissen der Naturkrfte insbesondere zeugen auch die angeblichen Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Beim Volke galten sie deshalb auch als Zauberer. Nchst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Sldlingen, sondern sie waren freie Brger mit Grundeigenthum und wohnten in abgesonderten Distrikten. Die brigen Kasten bestanden aus Ackerbauern, Handwerkern, Handelsleuten, Schiffern und Hirten, und standen den beiden ersten an Ansehen und Rechten bei weitem nach. Die Priester und Krieger bildeten.tzie beiden bevorrechteten Kauen; diese waren auch im Besitze aller Lndereien, da der Ackerdauer nur als Pchter den Grund und Boden benutzen konnte. Eine sehr verachtete Kaste mar die der Hirten. Diese wurden sogar fr unehrlich gehalten. Frhere Einflle noma> diicher Fürsten, Hyksos genannt, welche um das Jahr 2100 vor Chr. den grten Theil des Landes eroberten und mehre Jahrhunderte hindurch behaupteten, mgen diesen Ha gegen das Hirtenleben erzeugt haben. Vielleicht muten auch die Js-raeliten, die zu den verhaten Nomaden gezhlt wurden, eben darum von den Aegyptiern eine so harte Behandlung erleiden.
Die Religion, insbesondere der Thierdienst. Die Religion der Aegyptier mar ursprnglich die Verehrung eines einzigen Weltschpfers. Bald aber artete diese in Vielgtterei aus. Die Eigenschaften dieses einen Gottes, seine Wir-kungen am Himmel, in der Natur und im Menschenleben wurden als besondere Gottheiten verehrt. Vorzglich verehrt wurde
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den mchtigsten Staaten Griechenlands. Die Korinther suchten und fanden Hlfe bei Sparta, die Korcyrer hingegen bei Athen. Die beiden Nebenbuhlerinnen, Athen und Sparta, traten jetzt an die Spitze der beiden streitenden Parteien und riefen alle Verbndeten zum Kampfe auf. So kam denn endlich das Un-gewitter, welches so lange am griechischen Himmel drohend ge-standen hatte, zum verheerenden Ausbruche. Es begann der steben und zwanzigjhrige peloponnesische Krieg, der Griechenlands schnste Blthe abstreifte. Fast alle Staaten nahmen Partei, die meisten fr die Spartaner, weil man sie als die Befreier Griechenlands betrachtete. Der Peloponnes war auf bc-ren Seile, auer Argos und einem Theile von Achaja. Auch die Megarer, Lokrer, Phocier, die meisten Votier und ein Theil der Akarnanier hielten es mit Sparta. Athen hingegen hatte nur wenige Verbndete, und selbst diese dienten grtentheilz nur aus Zwang. Auf dem festen Lande war fast nur Plat, dagegen die meisten Inseln mit Athen verbndet. Dieses ver-trauete vorzglich auf seine festen Mauern, auf feine starke Flotte und auf seine gefllte Schatzkammer. Ter Kampf war zugleich ein Kampf der Verfassungen; darum ergriffen auch die meisten aristokratischen Staaten die Partei der Spartaner, die meisten demokratischen hingegen die Partei der Athener.
Die zehn ersten Jahre verstrichen unter gegenseitigen Streifereien und Verwstungen. Die Spartaner verheerten jhrlich mit ihrer Landmacht das Gebiet der Athener, die sich auf den Rath des Perikles hinter ihren Mauern vertheidigten. Dagegen verheerten die Aiheuer jhrlich mit ihrer Flotte das Kstengebiet der Spartaner und deren Verbndeten und bten i so das Wiedervergeltungsrecht aus.
Die Pest in Athen; Perikles stirbt. Das grte Unglck der Athener war die Pest, welche im zweiten Jahre des Krieges, im Jahre 430, in ihrer mit den geflchteten Landbewohnern berfllten Stadt ausbrach und unzhlige Menschen hinwegraffte. Wie ein Wrgengel durchzog sie Attifa, vor ihr
i
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201
58. Der Brgerstand.
Wegen der groen Unsicherheit waren im Mittelalter alle Städte mit Mauern, Grben und Wlle befestigt. Sie glichen demnach den Burgen, und ihre Bewohner wurden deshalb auch Brger genannt. Zum Glck vermochten die Ritter gegen solche Städte nur wenig, denn Belagerungen lagen nicht im Kreise ritterlicher Hebungen. So konnten die Brger ruhig ihren Geschften nachgehen und in gemeinsamer Uebung ihrer Krfte zu einer hheren Bildung heranreifen. Bald wurde die Vrgerzahl durch immer neue Ankmmlinge vermehrt. Es lockte diese nicht nur die Sicherheit, welche die befestigten Oerter | gewhrten, sondern auch die vielen geselligen Vergngen und Feste. Mrkte und Volksoersammlungen wurden in dieselben verlegt. Selbst Ritter begaben sich wohl in die Stadt, wenn ! sie sich einen guten Tag machen wollten. Anders wurden auch durch die mannigfaltigen Nahrungszweige herbergezogen, welche die Städte darboten. Wegen der groen Vermehrung der Volks-menge muten auch die Gewerbe in immer mehre Hnde kom-men und dadurch an Vervollkommnung gewinnen. Der rege Wetteifer der Brger hob Handel und Gewerbe zur schnellen Blthe empor. Auf beide hatten die Kreuzzge den wohlth-tigsten Einflu. Auf ihren weiten Zgen lernten die Europer, vorzglich bei den gebildeten Griechen und Arabern, neue Kunst-arbeiten nebst den Handgriffen ihrer Verfertigung kennen und sahen ihnen manche Verbesserungen der Gewerbe ab, die sie be-reits betrieben hatten. Nach jenen Mustern wurden in allen Stdten frher oder spter die aiten Gewerbe verbessert und mit neuen vermehrt. Die verschiedenen Klassen der Gewerbetreiben-den traten auch nach Sitte damaliger Zeit, unter bestimmten Pflichten und Rechten, in engere Verbindungen, die man Znfte, Gilden oder Innungen nennt. Keiner wurde als Meister aufgenommen, der nicht das Gewerbe ordentlich erlernt und Pro-ben seiner Geschicklichkeit vorgelegt hatte. Auf solche Art wur-den die Stmper entfernt und die Städte mit tchtigen Arbeitern
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Die Meistersnger. Schon im Anfange des vier-zehnten Jahrhunderts verbreiteten sich Dichtkunst und Gesang von den Burgen der Ritter auch in die Städte. Die Burger fanden Vergngen daran, in Erholungsstunden die schnen Lieder und Erzhlungen der Minnesnger zu lesen. Manche, die in sich einiges Talent fhlten, ahmten ihnen nach und fingen in Nebenstunden an, fleiig zu dichten. Bald bildeten sie eine be-sondere Sngerzunft unter sich und wurden, weil sie Meister ihres Handwerks waren, Meistersnger genannt. Auch hiel-ten sie, wie andere Znfte, regelmige Versammlungen auf ihrer Zeche oder Herberge und trugen hier ihre Lieder vor. Vorzugsweise aber war die Kunst dieser Meister heiligen Zwecken gewidmet. Darum wurden ihren Gesngen auch biblische Texte untergelegt, und die ffentlichen Singschulen oder Wettstreite an Sonn- und Festtagen in der Kirche nach dem nachmittgigen Gottesdienste gehalten. Die Singschulen der Meistergenossen-schaften bestanden vorzglich in den sddeutschen Stdten, zunchst in Mainz, dann auch in Augsburg, Nrnberg, Frank-surt, Memmingen, Colmar, Ulm und vielen anderen. Jede Ge-sellschast hatte ihre Tabnlatur, d. i. ein Verzeichni von Fehlern, die in Dichtung und Gesang sorgfltig zu vermeiden waren. Besonders bezog sie sich auf den Reim. Wer diese Tabulatur vollkommen inne hatte, hie ein Schulfreund; wer sie noch nicht recht verstand, ein Schler; wer Lieder vorsingen konnte, ein Singer; wer nach anderen Melodien Lieder machte, ein Dichter; wer ein Reimgedicht machte und selbst die Melodie dazu erfand, ein M e i st e r. Man kann den-keu, da der Werth einer solchen Dichtkunst, die grtentheils von Ungebildeten fast handwerksmig betrieben wurde, nicht eben hoch anzuschlagen ist. In einem um so schneren und
Fr einen Glauben wollten alle streiten,
Die Herzen waren einer Lieb' erschlossen;
Da war auch eine Poesie erklungen,
In einem Sinn, nur in verschied'ne Zungen."
A. W. Schlegel.
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durch ihren eifrigen Bischof Mei n w e rk *) der hundert betrchtliche Schenkungen von ihm. Er starb im Jahre 1024 auf seiner Burg Gronau bei Gttingen und wurde im Dom zu Bamberg, wo er ein Bisthum gegrndet und reich ausgestattet hatte, begraben. An seiner Seite erhielt auch seine Gemahlin Kuni-gunde ihre Ruhesttte. Beide wurden vom Papste Eugen Iii unter die Heiligen versetzt. - Mit ihm erlosch das schsische Kaiserhaus, welches während hundert und fnf Jahre dem deutschen Reiche fnf glorreiche Herrscher, nmlich Heinrich I., Otto I., Otto Ii., Otto Iii. und Heinrich Ii., gegeben und das deutsche Nationalgefhl auerordentlich gehoben hatte.
Die frnki schell (oder latifchen) Kaiser (1024 Bis 1125).
31. Konrad Ii, der Salier (1024-1039).
Nach dem Tode Heinriche Ii. zogen, der Sitte gem, die deutschen Herzoge und Fürsten, geistliche und weltliche Herren mit groem Gefolge an den Rhein, den Hauptstrom des Reiches, zum Knigst;ihl zwischen Mainz und Oppenheim, um hier eine neue Knigswahl vorzunehmen. Die Wahlhandlung selbst leitete der Erzbischof von Mainz, als Kanzler des Reiches. Die Mehr-heit der Stimmen neigte sich zu dem frnkischen Stamme, aus welchem zwei Fürsten, Konrad der ltere und der jngere,
*) Dieser, ein Verwandter der kniglichen Familie, wie auch sein Freund, der Bischof Bernward von Hildesheim, Beide waren eifrige Befrderer der Kuste und Gewerbe. Von dem letztere heit es insbesondere: Er begnstigte uicht nur Maler, Ebenisten, Kunstschreiner, Goldarbeiter, sondern er verschaffte sich auch jede knstliche Arbeit und jedes Gercith, welches irgend etwas Besonderes an sich hatte, um es seinen deutschen Knstlern als Muster in die Hand zu geben."
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Iii Eugen Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Otto_I. Otto Otto Heinrich_Ii Heinrich Konrad_Ii Konrad Konrad Bernward_von_Hildesheim
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versehen. Unter den Meistern und Gesellen selbst entstaub ein ebeler Wetteifer, ein Bestreben, es jebem anberen zuvor zu thun, und eine Art brgerlicher Ehre, welche auf der Achtung beruht, die jeber dem geschickten Arbeiter vor dem ungeschickten Zollt. Selbst unter den verschiebenen Znften entstaub ein reger Wetteifer, inbem die eine vor der anberen hheren Rang und hhere Berechtigung sich zu erwerben suchte.
Wie die Abeligen ihre Namen fhrten von den Schlssern, fo erhielten die Brgerlichen ihren Namen entroeber von ihren Gewerben, z. B. Mller, Bcker, Grtner, Weber, Schuster, Schneiber, Schmibt; ober von gewissen Eigentmlichkeiten, z. B. Breitkopf, Gro, Klein, Kraus, Schwarz, Lang, Kurz, Klug. Diese Namen bezogen sich zwar anfangs nur auf die, welche fte bekommen hatten, wrben aber nachher Familiennamen.
Flor der Stbte. Von Italien aus erhielten zur Zeit der Kreuzzge Schifffahrt und Handel den ersten neuen Schwung. Venebig erhob sich als Freistaat zu einer Blthe, die an die schnste Zeit Alt - Griechenland erinnert. Diese merfwrbige, gleichsam schwimmenbe Stadt, welche aus der Vereinigung mehrer, durch Brcken und kunstvolle Gestabe mit ein-anber verbunbener Inseln entstauben war, schickte ihre Schiffe in alle Meere aus und schwang sich zu einer staunenswerthen Hhe der Macht und des Reichthnms empor. Herrliche Kirchen, glnzenbe Palste, khne Wasserbauten machten die Jn-selstabt zu einem Wuuber der Welt. Venebigs stolze Nebenbuhlerin war Genua. Ihre glnzenben Marmorpalste, ihr mit einem Walbe von Masten bebedter Seehafen, ihre Wechselbank und anbere herrliche Einrichtungen gaben glnzenbe Zeugnisse von dem groen Neichthnme der Stadt. Neben bie-fen waren Pisa und Arnalfi bamals die vorzglichsten Han-belftbte der ganzen Welt. Sie untersttzten die Kreuzfahrer auf ihren Zgen durch Lieferungen von Transportschiffen, Lebensmitteln und Kriegsbebrfuiffen, und benutzten biefe Gelegenheit, sich zugleich in den neuen Erbtheilen Hanbelszweige zu
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Extrahierte Personennamen: Weber Schuster Breitkopf Gro Klein Kraus Schwarz Venebigs
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anziehenderen Bilde dagegen erscheint das damalige gesellige Leben selbst, der fromme christliche Sinn, die stille Gengsamkeit und Huslichkeit und die treue Einigkeit des deutschen Brger-standes. Wenn der Werkmeister sein Webeschifflein in Ruhe gestellt, Ahle und Pechdraht bei Seite gelegt, die Nadel ausge-steckt, diescheere an den Wandhaken aufgehngt hatte, dann bte er sich in der einsamen Stille seines Kmmerleins in der Nachbildung oder Erfindung knstlicher Gesnge. Und kam dann der Sonntag heran, so wurde die mit bunten Schildereien gezierte Schultafel ausgehngt, zur Ankndigung, da am Sonntage nach dem Gottesdienste Schule gesungen werden solle. Dann versammelten sich alle Meister der Sngergesell-schaft, die Singer und Dichter, die Schulfreunde und Schler derselben nebst einer groen Zahl von Brgern und Brgerin-nen, und ehrerbietiges Schweigen herrschte in der zahlreichen Versammlung. Obenan sa der Vorstand der Gesellschaft, das sogenannte Gemerk, dann die Merk er, d. h. Richter, welche auf jeden Fehler sorgfltig merkten und am Schlsse des Gesanges das Urtheil der die Snger sprachen.
Wer am glttesten, d. h. am fehlerfreieren, gesungen hatte, der bekam den Preis. Er wurde feierlich mit einem Kranze gekrnt, ihm auch wohl ein sogenanntes Kleinod an einer Kette um den Hals gehngt. Ein solches Kleinod bestand oft aus einer Schaumnze, auf welcher der König David mit der Harfe abgebildet war. Der Snger hie deshalb auch wohl Knig-David-Gewinner. Gekrnt und mit dem Kleinod versehen zu werden, das war fr den Gekrnten, fr Gattin und Kinder, fr die ganze zahlreiche Verwandtschaft und fr die Zunft selbst, welcher der gekrnte Meister angehrte, die hchste Ehre und Freude. Die vorzglichsten Gedichte wurden in ein groes Buch zusammengeschrieben, und dieses sorgfltig aufbewahrt. Das waren die Feierabends- und Feiertagsbeschf-tigungen, die Sonnabends- und Sonntagsvergngungen der Handwerker der Vorzeit; das waren die Erholungen und
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162
und zögerte lange. Und als er nicht mehr ausweichen konnte,
rückte er langsam durch Böhmen heran in die Oberpfalz, kehrte
von da aber sogleich nach Böhmen zurück und bezog das Win-
terlager. Ueberhaupt schonte er in den zwei letzten Jahren
seines Oberbefehles beständig den Feind, leistete mit ungeheu-
ren Mitteln nur Geringes und drückte und ängstigte nur des
Kaisers Länder mit des Kaisers Heer. Das Benehmen dieses
geheimnißvollen Mannes wurde immer zweideutiger, der Ver-
dacht gegen ihn immer dringender und lauter. Seine Gegner,
die voll Mißtrauen allen seinen Schritten nachspürten und
darüber nach Hofe berichteten, trugen fort und fort auf seine
Absetzung an. Und wirklich war Wallenstein, in der Ueber-
zcugung, daß weder der Kaiser ihn durch Uebertragung eines
Erblandes für seine Verdienste belohnen, noch seine zahlreichen
Feinde ihn als Reichsfürsten neben sich dulden würden, mit
Frankreich in Unterhandlungen getreten, um die Krone Böh-
mens zu gewinnen. Zu Pilsen, wo er sein Quartier aufge-
schlagen hatte, versammelte er seine vertrautesten Obersten und
Generale um sich, klagte über nachlässige Behandlung von
Seiten des kaiserlichen Hofes und erklärte sich bereit, den
Oberbefehl niederzulegen. Hierüber entstand eine stürmische
Bewegung. Das ganze Corps der hohen Offiziere verlangte
von ihm, er solle sie nicht verlassen. Er versprach das, wenn
sie sich auch gegen ihn verbindlich machen wollten, ihn nicht
zu verlassen und ließ sich schriftliche Zeugnisse ihrer Treue zu
ihm ausstellen. Als der Kaiser von diesen Vorgängen Nach-
richt erhielt, Unterzeichnete er am 24. Januar 1634 einen Er-
laß, wodurch er Wallenstein den Oberbefehl entzog und diesen
dem Grafen Gallas übertrug. Allein bevor derselbe zur Aus-
führung kam, hatte Wallenstein bereits sein Loos ereilt. Dieser
war nämlich auf die Kunde von jenem kaiserlichen Erlaß, als
bereits die meisten Truppen und ihre Führer, insbesondere durch
Piccolomini, welchen Wallenstein für seinen treuesten Freund
gehalten hatte, für die Sache des Kaisers heimlich gewonnen
waren, mit drei ihm treu gebliebenen Regimentern nach Eger
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Extrahierte Personennamen: Piccolomini
Extrahierte Ortsnamen: Oberpfalz Frankreich Pilsen
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sollte kein gemauertes Haus gebauet werden, bis die neue
Stadt fertig sei. Schon binnen vier Monaten war die Fe-
stung fertig, und nun ging es mit noch größerem Eifer an
den Bau der Stadt selbst. Innerhalb zehn Jahre standen
schon mehrere tausend große und kleine Häuser. Um die neue
Stadt zu bevölkern, mußten alle Städte und Orte des Reiches
Kauflcute, Handwerker und Künstler mit ihren Familien ab-
schicken, um sich für immer in Petersburg nicderzulassen. Auch
die meisten Bauleute, welche die weite Rückkehr in ihre Hei-
math scheueten, ließen sich in derselben nieder. Mehrere ade-
lige Familien aus Moskau mußten den Winter in der neue»
Residenz zubringen. Auch aus den benachbarten Ländern, be-
sonders aus Deutschland, ließen sich viele in Petersburg nie-
der, so daß sie bald, zum Erstaucn Aller, eine der schönsten
und volkreichsten Städte des ganzen Erdkreises wurde.
Schlacht bei Pnltawa (1709). — Während Peter mit dem
Bau seiner Stadt auf das eifrigste beschäftigt war, erhielt er
plötzlich die Nachricht: Karl habe mit dem Kurfürsten von
Sachsen Frieden geschlossen und sei mit seinem siegreichen Heere
gegen ihn selbst in vollem Anzuge. Der Czar erbot sich zum
Frieden; Karl aber, stolz auf sein Glück, ließ ihm die Ant-
wort überbringen: Nur in Moskau werde er ihm die Bedin-
gungen vorschreiben. Da rief Peter voll Selbstgefühl aus:
„Mein Bruder Karl will den Alexander spielen; er wird aber
an mir keinen Darius finden!" Diese Worte gingen auch in
Erfüllung. Karl trat mit den aufrührerischen Kosaken in der
Ukraine in Verbindung und belagerte die Stadt Pultäwa,
um sich der dasigen Magazine zu bemächtigen. Mit einem
Heere von siebenzigtausend Mann eilte Peter zum Entsätze
herbei und schlug am 8. Juli 1709*3 unter den Mauern der
Stadt das aus neunzchntauscnd Mann bestehende schwedische
Heer so gänzlich, daß der verwundete König nur mit Noih,
*) In demselben Jahre verlor Billars, Ludwig's Xiv. Feldherr, die
große Schlacht bei Malplaquct gegen Eugen und Marlborough.
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Extrahierte Personennamen: Peter Karl Karl Karl Karl Peter Karl Karl Alexander Darius Karl Karl Peter Eugen Marlborough
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Moskau Deutschland Petersburg Sachsen Moskau Ukraine